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Geht es im deutschen Steuersystem ungerecht zu?

Es gibt Grund zur Aufregung, aber nicht alles ist schlecht.

Wer Nachrichten hört oder liest, könnte den Eindruck bekommen, dass es in Deutschland äußerst ungerecht zugeht. Junge alleinerziehende Mütter haben kein Geld, um dem Nachwuchs anständige Klamotten kaufen zu können, die Rente wird an allen Ecken und Enden gekürzt und die Höhe des BAföGs ist im Grunde genommen ein Witz.

Ganz zu schweigen von der enormen Steuerlast, die auf unseren Schultern liegt. Bis zu 50 Prozent des Einkommens müssen Steuerzahler von ihren Einkünften abdrücken. Der Einzige, der sich dann so richtig freuen kann, ist der Fiskus.

Dass die Bundesrepublik ein Musterstaat in puncto Handaufhalten ist, ist kein Geheimnis. Doch sind wir wirklich so arm dran, wie wir denken? Schließlich gibt es überall auf der Welt Ungerechtigkeit. Wie ist es denn um unser Steuersystem bestellt? Profitieren wir nicht auch von den hohen Abgaben? Fragen über Fragen. Wir wagen einen Blick ins deutsche Steuersystem.

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Überschüsse noch und nöcher

Jedes Jahr aufs Neue verzeichnet die Regierung Überschüsse in Millionenhöhe. Nicht zuletzt ermöglichen die vielen Steuermehreinnahmen Schäubles “Schwarze Null”. In den letzten Jahren haben die Bürger von den guten Zahlen allerdings nur wenig zurückbekommen.

Wer in Deutschland als Alleinstehender mehr als 54.056 Euro pro Jahr verdient, muss stolze 42 Prozent von dem, was er darüber hinaus überwiesen bekommt, an den Fiskus abtreten. Dabei handelt es sich also schon um den Spitzensteuersatz. Addiert man dann noch die Sozialabgaben hinzu, bleibt nicht selten nur die Hälfte des Einkommens für einen selbst übrig.

Jetzt könnte man aufstöhnen und anfangen, sich zu beschweren. Allerdings kostet uns der Sozialstaat mit all seinen Vorzügen immerhin 900 Milliarden Euro - pro Jahr. Und eben dieser Wohlstand muss auch finanziert werden. Also was soll daran ungerecht sein?

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Hier hakt es noch

In der Tat greift der Spitzensteuersatz recht früh. Die magische Grenze von ca. 54.000 Euro Einkommen ist recht schnell erreicht. Immer mehr Menschen verfügen in Deutschland bereits über solch ein Gehalt. Dass das viel Geld ist, ist unbestritten. 4 Millionen Steuerzahler müssen schon den Spitzensteuersatz leisten.

Aber nicht nur Gutverdiener stöhnen laut auf, wenn sie von ihrem vielen Geld noch mehr abdrücken müssen. Auch die Geringverdiener werden in unserem Land ordentlich zur Kasse gebeten. Zwar ist prozentual betrachtet für sie die Steuerlast nicht allzu hoch, allerdings bleibt somit vom ohnehin schon geringen Brutto nur sehr wenig Nettogehalt übrig.

Das liegt vor allem an den hohen Sozialabgaben. Auch Kleinverdiener wollen versichert sein - und Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherungen müssen schließlich auch bezahlt werden. Wie wäre es diesbezüglich mit Zuschüssen vom Staat? Das würde auf jeden Fall für mehr Gerechtigkeit sorgen.

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Vergleicht man die Steuersätze für normales Einkommen mit den Steuersätzen für Kapitaleinkünfte, kann man schnell ins Grübeln kommen. In Deutschland erhöht sich die Steuerlast proportional. Je mehr verdient wird, desto mehr Steuern müssen entrichtet werden. So müssen in der Regel deutlich mehr als 25 Prozent der Einnahmen wieder abgetreten werden.

Im Vergleich dazu werden Kapitaleinkünfte pauschal mit 25 Prozent versteuert. Hinzu kommt lediglich noch der Solidaritätszuschlag. Wer also schuftet, zahlt unter Umständen mehr als derjenige, der sein Einkommen zum Beispiel aus der Vermietung von Immobilien bezieht.

Auch wenn es ums Thema Erben geht, ist die Bundesrepublik ein kleines Steuerparadies. Jedes Jahr werden ca. 250 Milliarden Euro vererbt, wovon der Staat gerade mal 6 Milliarden erhält. Das bedeutet, dass die Erbschaftsteuer recht gering ausfällt. Hier ist auf jeden Fall noch Spielraum noch oben.

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Nicht alles ist ungerecht

Viele fordern von der Politik eine Senkung der Mehrwertsteuer. Das hätte für den Verbraucher allerdings keinen positiven Effekt. Zwar müssten die Preise zwar sinken, allerdings würden die Unternehmen die Differenz einfach wieder aufstocken. Eine Packung Tic Tac würde demzufolge genauso viel kosten, egal, ob die Mehrwertsteuer gesenkt werden würde oder eben nicht.

Würde der Staat die Grundsteuer weiter anheben, würden Immobilien-Haie vielleicht 2 Mal darüber nachdenken, ob sie sich noch mehr Häuser ins Portfolio holen. Zwar ist die Grundsteuer schon jetzt recht ordentlich, aber etwas Luft nach oben ist noch. Somit würden die Preise für Immobilien unter Umständen sogar sinken, was vor allem in den Ballungsgebieten sinnvoll wäre.

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Wir profitieren auch

Wer bekommt eigentlich die Steuergelder? Empfänger ist natürlich der Staat. Nicht selten ist in diesem Zusammenhang auch die Rede vom Fiskus. 90 Prozent aller Einnahmen verzeichnet die Bundesrepublik aus Steuergeldern. Die Gelder werden auf unterschiedliche Ebenen eingetrieben: Bund, Länder und Gemeinden.

WAS WIRD MIT DEN STEUERN FINANZIERT?

Mit den Geldern werden verschiedene Bereiche finanziert. Die größten Felder sind:

  • innere Sicherheit
  • Infrastruktur
  • Bildung
  • Sozialleistungen

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